Halong Bucht

Jetzt sind wir erst drei Tage in Vietnam und schon kommt es einem vor, als wären es Wochen. Sofort saugt einem dieses Land auf, man schwimmt im Rhythmus des pulsierenden Lebens hier mit. Anders würde man es auch nicht aushalten. Es ist ständig was los auf den Straßen, das Leben findet in der Gemeinschaft statt, ein Plätzchen zum zurückziehen gibt es höchstens im Innern. Ein guter Platz also, um zu üben, bei sich zu bleiben und gelassen zu sein.

In Hanoi hat sich viel getan seit unserer letzten Reise mit den Rädern im Jahr 2003. Kaum noch sind Fahrräder auf den Straßen zu sehen und auch die Motorroller haben abgenommen. Stattdessen immer mehr Autos. Leider (oder besser gesagt, gottseidank) hat das Altstadtviertel bzw. die Straßen dort nicht an Breite zugenommen. Das Flair der Straßen, die immer angebotsweise funktionieren (in einer Straße gibt es Bekleidung, in der anderen Schuhe), ist geblieben. Jetzt kommen aber jede Menge Autos, die verstopfen, behindern, hupen, nicht durchkommen. Was für ein Durcheinander. Dazwischen Motorrollerfahrer, die es den Autofahrern zeigen wollen, keinen Zentimeter nachgeben und die Lücken ausnutzen. Dann noch einige obligatorische Cyclo-Fahrer und natürlich Fussgänger, die schauen müssen, sprichwörtlich eben NICHT unter die Räder zu kommen.

Wir fühlen uns gleich wieder heimisch in Hanoi, finden die Bar auf der Straße mit Bier vom Fass, in der die Cyclo-Fahrer einkehren und probieren sofort die Com Pho, die obligatorische Suppe, an den Straßenständen.

Nach zwei Tagen Hanoi zieht es uns in die Halong Bucht aufs Wasser. Hoi, unsere Guesthouse-Besitzerin, hilft uns beim Zusammenstellen der Tour. Als äußerst geschäftstüchtige Vietnamesin, die dank ihrer vielen Arbeit im letzten Jahr von den Rollerfahrern zur stolzen Autobesitzerin wurde, vermittelt sie uns sofort eine Tour durch diese wundervolle Bucht mit den 2.000 Inseln. Die Halong Bucht ist Weltkulturerbe und dabei, sich um einen Platz unter den sieben Weltwundern zu bewerben. Hier haben die Schiffe die Oberhand, auch sie haben eine Hupe, aber es geht trotzdem deutlich gemütlicher vonstatten. In unserer Gruppe sind Engländer, Iren, Australier und Russen. Merkwürdigerweise bin ich die einzige Deutsche.

Juri und Juri aus Russland sind zwei nette Jungs, die zusammen mit Judy und Neil aus Australien, ein älteres und gerade in Ruhestand gegangenes Ehepaar, unsere Tischnachbarn bilden. Zusammen gehen wir auf Trekkingtour auf der größten Insel der 2.000, auf Cat Ba und steigen etliche Höhenmeter auf einen der Gipfel der Karsthügel. Der Weg wäre in Deutschland ein Pfad, für den man eine Kletterausrüstung empfehlen würde. Am besten ist der eiserne Turm auf dem Gipfel selbst, der trotz Rost an allen Stellen Wind und Wetter trotzt, dessen Handlauf aber so wackelig ist, dass selbst einem Vogel schwindelig werden würde. Wir überleben das ganze und dürfen dafür auf Monkey Island schwimmen, und sogar die dort wildlebenden Affen geben sich die Ehre und lassen sich blicken. Nicht zu erwähnen, dass wir auch für das Erblicken der lustigen Tierchen wieder einen felsenübersäten steilen Weg zu erklettern haben. Nun ja, man bekommt eben nichts geschenkt. Dafür gibt es auf diesen Wegen keine Motoroller, denen wir ausweichen müssen.

Morgen geht es durch die Halong Bucht zurück nach Hanoi und dann geht es weiter im Takt der Vietnamesen nach Sapa in die Berge nahe der chinesischen Grenze. Dort leben viele ethnische Minderheiten und der Markt dort soll eine reine Augenweide sein..

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