Sapa

Für Sapa und den Norden Vietnams mit den vielen ethnischen Minderheiten hatten wir für diese Reise richtig Zeit eingeplant. Hatte unser ursprünglicher Plan, dorthin zu radeln, aufgrund der damals 300 km langen Baustelle auf dem Highway No. 6 nicht geklappt (siehe Bericht 2 von damals),

Dieses Mal ging es mit dem Nachtzug von Hanoi aus nach Lao Cai, einer Grenzstadt direkt an der chinesischen Grenze. Von dort aus ging es morgens um fünf mit dem Minibus nach Sapa hoch auf 1.650 m. Wir waren glücklicherweise in kleine Gruppen eingeteilt. Unsere Gruppe bestand aus sieben Touristen (neben uns ein weiterer Deutscher, ein Pole und drei dänische Mädels) plus einer Frau der Schwarzen H’mong, Giang, die uns führte. Dazu noch mal ca. ebenso viele H’mong-Frauen, die uns „begleiteten“. Es ging auf super engen Pfaden, die auch ohne Regen ziemlich rutschig waren, hinunter ins Tal der H’mong, aber auch immer wieder hoch, einfach über Stock und Stein. Wir Touris mit festem Schuhwerk (nur Lebensmüde waren in FlipFlops gekommen), aber die H’mong-Frauen waren durchweg in FlipFlops unterwegs. Dabei sprangen sie, egal in welchem Alter, mühelos die Steine rauf und runter, immer mit einer Hand an einem von uns, damit wir nicht schneller unten waren, als uns lieb sein konnte.

Wir übernachten bei einer Familie der Dzay. Das Essen für uns wird auf dem Feuer gekocht, aber durch die Gäste konnte sich die Familie mittlerweile auch noch einen Gaskocher und Fernseher leisten, auf dem am Abend dann prompt Vietnam gegen Usbekistan im Fussball gezeigt wird.

Unsere Begleiter, die Frauen der H’mong, helfen uns nicht nur über Stock und Stein, sie möchten auch ihre selbstgefertigen Taschen, Tücher, Mützen etc. verkaufen. Sie sind zu stolz, einfach nur so Geld zu nehmen, möchten dafür auch geben. Allerdings sind wir umrundet von vielen Frauen, und haben wir schon ein Armband gekauft, so sollen wir sofort auch von der anderen eines kaufen. Das geht dann folgendermaßen: You buy from me! Ich zeige mein gerade erworbenes Armband und entgegne, dass ich nicht noch eines brauche. You buy different! heißt es dann, und sie zeigt mir ein anderes. Oder You buy from me, und mir wird eine Tasche unter die Nase gedrückt, denn ja, eine Tasche habe ich noch nicht. So geht das immer wieder, teilweise auch mit dem Argument, es wäre einem doch so schön über die steilen Wege geholfen worden, das könnte man doch nicht unerwähnt lassen.

Am nächsten Morgen geht es weiter durch das Tal wieder zurück nach Sapa. Sapa ist ein Ort, der auch als Skiort in den schweizer Alpen durchgehen könnte. Nur eben mit Vietnamesen und ethnischen Minderheiten, die alles mögliche an die zahlreichen Touristen verkaufen möchten. Es ist sehr bergig, mit dem Fahrrad ist man hier nur in großer Not unterwegs. Es gibt viele Hotels und Restaurants, und die ethnischen Minderheiten erweisen sich als mindestens so geschäftstüchtig wie die Vietnamesen. Wir bleiben eine Nacht, gewöhnen uns so langsam wieder an Lärm und Trubel und stellen uns auf eine frühe Abfahrt Richtung Bac Ha Markt ein.

Auf dem Bac Ha Markt geht die Post ab. Neben den Flower H’mong und schwarzen H’mong plus Vietnamesen und Chinesen, haben sich natürlich auch viele Touristen eingefunden, denn erstens gibt es einfach alles zu kaufen, und jede Menge zu sehen. Es gibt einen kleinen Markt extra für Vögel, für Pferde als Lasttiere, für Hunde (da wissen wir nicht genau, ob als Delikatesse oder Haustier), für Wasserbüffel (da ist die Rangordnung klar, zuerst zum arbeiten, dann zum essen), und Geflügel aller Art wird natürlich auch angeboten. Bereits totes Tier in Mengen, wobei auch ganze Schweinsköpfe oder Rinderschwänze mit dabei liegen. Und natürlich auch alles in gekochter Form, damit man gleich was essen kann, wenn einem bei den Waren das Wasser im Munde zusammen läuft.

Nord-Vietnam und Hanoi waren wunderschön, aber für uns geht es heute weiter in die Mitte des Landes. Hué, die alte Kaiserstadt in Zentralvietnam, gerade noch vor einer Woche unter Wasser, ist unser nächstes Ziel.

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