Schottland: Äußere Hebriden Barra, Eriskay, North und South Uist, Skye (innere Hebriden), Harris und Lewis
Nach unserer anstrengenden Radelei auf der Insel Mull (siehe Bericht Innere Hebriden aus Schottland) ging es mit der Fähre auf die Äusseren Hebriden. Von Süden nach Norden wollten wir die Inseln durchradeln. Das Schöne ist, sie sind so klein, dass man eine Insel locker an einem Tag schaffen kann. Welch ein Erfolgserlebnis :-).
Auf Barra im äussersten Süden kamen wir abends nach einer fünfstündigen stürmischen Überfahrt an (alter Schwede, war mir schlecht). Die Jugendherberge hat ganze zwölf Betten, die alle schon belegt waren. Campingplatz gab es nicht, die Chance zum Wildzelten waren auch äusserst rar. Entweder war alles eingezäunt mit netten Schafen auf dem Gras, was uns nicht gestört hätte, aber der Stacheldraht liess kein Durchkommen zu. Die freien Flächen bestanden aus Torf und Moor. Dazu noch ein heftiger Wind und Regen, wir wollten unbedingt ein Plätzchen zum Schlafen finden. Am Rande der Strasse gab es dann einen kleinen Weg inklusive Bach nebendran. So halb über dem Bach und halb auf dem Weg haben wir dann unser Zelt aufgebaut. Der gluckernde Bach wiegte uns sanft in den Schlaf.
Am nächsten Tag wieder Sonne und blauer Himmel, aber der Wind hielt sich nicht an die Gesetze. Normalerweise sollte man die Äusseren Hebrideninseln von Süden nach Norden in Angriff nehmen, damit man immer schön Rückenwind hat. Nun ja, der Gegenwind hat uns nett gebremst, damit wir auch nichts von der wunderschönen Landschaft verpassen konnten. Mit uns radelten drei Schotten aus Edinburgh, alles Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester. Meine Herrn, haben die über den Wind geflucht. Mindestens soviel wie wir.
Von Lochmaddy auf Uist machten wir dann einen Abstecher nach Skye und damit wieder auf die Inneren Hebriden – Skye ist die grösste Insel davon. Skye ist wunderschön, aber bekannt dafür, dass ihre vielen Berge über oder knapp unter 1000 Metern häufig von Wolken verdeckt werden. Das liegt wohl daran, dass in Schottland die Wolken generell so tief fliegen und die sich dann natürlich in den Bergen verfangen. Bei unserer Rundfahrt über die Insel war das Wetter allerdings gnädig und wir konnten tolle Ausblicke auf die kleinen Nachbarinseln oder auf alte Ruinen geniessen.
Unser Besuch bei den Quiraings (Steinsformationen in Form von Nadel, Gefängnis und Tisch in den Bergen von Skye) und einer Überquerung der schönsten Strasse Schottlands (mit 15 % Steigungen nicht befahrbar für Wohnwagen und Wohnmobile, allerdings für beladene Räder mit einem Gesamtgewicht von ca. 50 kg) gestaltete sich dann als etwas abenteuerlich. Die Wolken waren wirklich als Tiefflieger unterwegs und gaben den umliegenden Berge eine gespenstische Atmosphäre.
Wieder zurück auf den Äusseren Hebriden ging es über Harris (da kommt der berühmte Harris Tweed her, der schon Sherlock Holmes Haupt mit einem tollen Käppi geschmückt hat) und Lewis. Lewis war das Highlight überhaupt. Eine tolle Landschaft und kaum Leute unterwegs, alles gab es für uns ganz alleine. Das liegt aber nicht daran, dass es anderen Menschen auf Lewis nicht gefällt. Nein, wir waren einfach am Sonntag unterwegs und bei der streng gläubigen Inselnbevoelkerung ist der Sonntag heilig. Es handelt sich um den “Sabbath” und nach Meinung der Insulaner, die Presberitaner sind, darf man an diesem Tag ausser dem Kirchenbesuch nur allernotwendigste Dinge tun. Autofahren und spielen auf der Strasse ist also nicht erlaubt. Wir haben an diesem Tag nur Touristen auf den Strassen gesehen und drei ganze Kinder. Die müssen zu Ungläubigen gehören. Selbst die Kinderspielplätze sind Sonntags geschlossen. Wir fanden es nur schade für die Insulaner, da das Wetter einfach traumhaft war und man in Schottland nie weiss, wann es wieder so schön sein wird.
Auf Lewis gibt es einen Höehepunkt nach dem anderen, was die Attraktionen angeht. Zuerst natürlich die Callanish Standing Stones, ein fast kompletter Steinkreis, der vor 3000 bis 5000 Jahren errichtet wurde.
Dann gibt es zwei Museen über die Black Houses. Die Black Houses waren die Unterkünfte der früheren Farmer gewesen, die in grosser Anzahl auf den Inseln gelebt haben, bis sie im Zuge der “Highland Clearances” von den Landbesitzern vertrieben wurden. Einige der Black Houses wurden noch bis in die siebziger Jahre bewohnt. Das Hauptmerkmal dieser Häuser war, dass Mensch und Tier unter einem Dach lebten und das Torffeuer in der Mitte des Wohnraumes ständig brannte. Der Rauch zog durch die Ritzen der Mauern ab. Wir haben nach dem Besuch eines solchen Hauses, das für Demonstrationszwecke mit brennendem Torffeuer ausgestattet war, abends noch nach Torffeuer gerochen.
Zwischen den Attraktionen von Lewis brauchten wir auch eine Bleibe für die Nacht. Campingplätze gab es nicht, Jugendherbergen lagen irgendwie nicht auf dem Weg, also haben wir wieder nach einer “wilden” Möglichkeit gesucht. Und welch ein Glück, an einem kleinen, idyllischen See wurden wir fündig. So was Schönes! Und da wir mittlerweile in der Nachsaison sind und das auch die Midgies wissen, diese kleinen Stechmücken, hatten wir den See auch wirklich für uns alleine. Nur ganz wenige stechfreudige Plagegeister waren unterwegs und wollten uns die Idylle verderben. (Nein, die Midgies wissen nichts von Haupt- und Nebensaisons, die Nächte sind jetzt einfach zu kalt. Das hat uns ein Engländer verraten, der auch gerade in Schottland unterwegs ist.)