Bericht 28: Neujahrs-Newsletter aus Neuseeland –
3. Januar 2002
Hallo,
ein neues Jahr und wir sind immer noch auf Tour. Unglaublich, als würde es ewig so weitergehen…
Also, wo waren wir stehengeblieben im letzten Jahr: Von Lake Tekapo ging es weiter bis nach Omaru zu den Pinguinen. In Omaru sagen sich allerdings nicht nur die Pinguine, sondern auch Fuchs und Hase Gute Nacht, und so blieben wir dort nur eine Nacht. Carols Geburtstag am 24.12. und Weihnachten standen vor der Tür und da wollten wir ein bisschen Leben um uns herum haben. Also ging es weiter nach Dunedin.
Am 24. war alles noch okay, Leben auf der Straße, Restaurants geöffnet und ein super Sandstrand, an dem wir kurz vor Mitternacht mit einer Flasche Sekt Carols Geburtstag ausklingen ließen. Aber dann, am 1. Weihnachtsfeiertag, war es vorbei mit der Freude. Es war, schlicht und einfach gesagt, tote Hose in Neuseeland. Kein Mensch auf den Straßen (obwohl es nicht regnete), alle Restaurants geschlossen und überhaupt war alles zugeklappt. Wir liefen durch ein leeres Dunedin und mit uns noch einige andere Touristen, die es auch kaum fassen konnten. Wir trafen ein älteres Ehepaar aus Kanada, das sich mit leerem Magen durch die Straßen schleppte und froh gewesen wäre, wenn wenigsten ein McDonald seine Türen geöffnet hätte. Wir hatten glücklicherweise vorgesorgt und haben dann im Zelt gekocht.
Allerdings hatten wir fast ein besonderes Erlebnis. Beim Schaufensterbummeln lief uns eine ältere Neuseeländerin über den Weg, die uns fragte, woher wir kämen, was wir heute machen würden (Nichts!) und ob wir die Albatros-Kolonie auf der Otago-Halbinsel schon gesehen hätten. Hatten wir nicht. Ob wir Lust hätten, mit ihr dorthin zu fahren, sie würde da zu Weihnachten Freunde treffen und wir könnten gerne mitkommen. Da wir gerade nichts anderes vorhatten, willigten wir gerne ein. „Okidoki“, sagte sie, „ich muss jetzt noch schnell nach Hause und mein Auto holen und dann treffen wir uns in einer halben Stunde da vorne im Garten.“ Ob sie den Botanischen Garten meinen würden, fragten wir nach. „Ja, genau den.“ Alles klar, wir marschierten zu besagtem Garten. Leider gibt es in Dunedin mehrere Botanische Gärten und noch ein paar andere dazu. Wir haben die Dame nie wieder gesehen. Schade aber auch.
Am 2. Weihnachtsfeiertag war dann wieder Freude angesagt. Endlich toller Sonnenschein, damit wir wirklich Weihnachten am Strand verbringen konnnten. Und am Nachmittag ging dann endlich unser Erlebniszug von Dunedin nach Pukerangi, von wo aus wir Neuseelands ersten Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse über 150 km mit den Rädern starten konnten. Ganz im Sinne der weltweiten „Rails to Trails“-Projekte wurde aus der ehemaligen Bahntrasse der „Otago Central Rail Trail“. (Infos unter www.otagocentralrailtrail.co.nz)
Nach dem Bahntrail und mittlerweile mehr als 9000 km insgesamt auf unserer Fahrradweltreise seit dem 1. April 2001 hatten wir uns gedacht, dass eine Radelpause mehr als verdient wäre. Also haben wir uns ein besonderes Weihnachtsgeschenk gemacht. Da wir bisher aus Wettergründen immer noch nicht die Highlights der Südinsel, nämlich Westküste und Milford Sound gesehen haben und wir das mit dem Rad bis Mitte Januar unmöglich schaffen, sind wir jetzt für 14 Tage mit dem Auto unterwegs. Hier gibt es die Möglichkeit, gebrauchte Autos für wenig Geld zu mieten (wenn wir das schon vorher gewusst hätten!) und so sind wir am Ende der Bahntrasse in den Bus nach Christchurch gestiegen, haben Silvester dort gefeiert und dann „unser“ Auto entgegengenommen.
Heute fuhren wir über den spektakulären „Arthur’s Pass“ in strömendem Regen und waren erleichtert, das in einem dichten Auto zu machen. Nicht zu erwähnen die 16% Steigung, die wir mit unserem Gepäck von über 33 kg wohl kaum lebend überstanden hätten. Jetzt steht also wieder die Westküste auf dem Programm, und der Wetterbericht…
Falls du wissen möchtest, wie man in Christchurch Silvester feiert: Party auf der Straße, Musik am Kathedralenplatz, kein Feuerwerk und ein Alkoholbann in der Öffentlichkeit von 18 Uhr abends bis morgens um 6 Uhr. Die Polizei hat genauestens kontrolliert, damit man keinen Sekt oder andere alkoholische Getränke durch die Gegend trägt. Trinken war nur in Kneipen und Restaurants erlaubt. Unser erstes Silvester seit hunderten von Jahren, an dem wir ohne Sekt „Prosit Neujahr“ sagen sollten. Wir haben vorher heimlich eine Flasche Sekt in unser Zelt geschmuggelt und dann Silvester zweimal gefeiert…
In diesem Sinne alles Gute für das Neue Jahr,
Beate und Carol