Beate Steger und Carol Streeter radeln auf ihrer Fahrradweltreise in Kanada von Calgary nach Vancouver

Weltreise E4 Banff – 14.07.2001

Bericht 15: Banff, Alberta, Kanada – 14. Juli 2001

Hallo,

wir machen es tatsächlich, wir radeln durch die Rocky Mountains. Nach unserer Woche mit dem Auto durch die Weiten der amerikanischen Nationalparks hatten wir – ehrlich gesagt – ja etwas Bammel vor den riesigen Entfernungen in Nordamerika. In Calgary blieben wir dann ganze zwölf Tage, weil wir irgendwie gar nicht losradeln wollten. Außerdem gab es in Calgary so viel zu tun. Erstens hatten wir jede Menge Probleme, das kanadische Telefonsystem zu knacken und herauszufinden, wie wir den Laptop mit dem Internet verbinden können, ohne gleich arm wie eine Kirchenmaus auf der Straße zu stehen.

Beate Steger und Carol Streeter reisten für vier Monate durch Kanada und USA, in Calgary begannen sie die vierte Etappe
Beate Steger und Carol Streeter reisten für vier Monate durch Kanada und USA, in Calgary begannen sie die vierte Etappe
Han, Thomas und Carol beim Räder reparieren
Han, Thomas und Carol beim Räder reparieren

Dann haben wir jede Menge freundliche Kanadier getroffen, die uns alle irgendwie weitergeholfen haben. Han und Thomas vom Outdoorladen Mountain Equipment Coop haben z.B. kostenlos unsere Räder für die Weiterfahrt hergerichtet. Die vielen Flüge bis jetzt haben den Rädern nämlich gar nicht gut getan. Vielen Dank Thomas und Han!!! Dann haben wir viel Zeit in Calgarys Internetcafés verbracht. Unsere Freunde Gina und Wynn aus Ottawa kamen angeflogen, um uns zu treffen. Die Calgary Stampede, angeblich die größte Outdoorshow der Welt, haben wir besucht. Und außerdem sind wir in diesen zwölf Tagen innerhalb Calgarys über 400 km auf den wundervollen Radwegen am Bow River abgeradelt, meistens vom Campingplatz 16 km bis nach Downtown und wieder zurück.

Es war schon ein glücklicher Zufall, dass die Stampede gerade zu der Zeit stattfand, als wir in Calgary waren. Die Stampede scheint für alle Nordamerikaner ein unglaublich wichtiges Ereignis zu sein und normalerweise gibt es zu dieser Zeit in Calgary keine Unterkunft mehr. Für unsere Hilleberg-Zelt und uns beide war auf dem Campingplatz aber noch locker Platz. Wir konnten die Parade zur Eröffnung der Stampede durch Downtown sehen und verbrachten dann zwei Tage auf der Stampede selbst. Das ganze ist eine riesige Show mit Rodeo, Wettbewerben für die besten Kühe, Pferde, Schafe usw., außerdem die Weltmeisterschaften für die Blacksmiths (Beschlagen der Pferde mit Hufeisen, uns fällt vor lauter Englisch der deutsche Name dafür gerade nicht ein) und außerdem noch die Indian Village. 

in Calgary sind wir auf der Weltreise zwölf Tage geblieben
Leben in Calgary könnte nett sein
wir verbringen einen Tag auf der beruehmten Outdoor Show in Calgary
wir verbringen einen Tag auf der beruehmten Outdoor Show in Calgary

Hier zeigen die Indianer wie ihr Leben vor hunderten vor Jahren ausgesehen hat, zeigen ihre Tipis und ihre Tänze. Inwieweit die Indianer das gut finden, wissen wir nicht. Wir haben uns das mit sehr gemischten Gefühlen angeschaut. Überhaupt die ganze Art, wie die Indianer in Kanada und USA so leben. Die Indianerreservate sind sehr groß, aber ob da ein „normales“ Leben möglich ist, ist die große Frage. Einige Kanadier haben uns erzählt, die Indianer werden vom Staat unterstützt. Viele sind Alkoholiker oder sind abhängig von Lösungsmitteln, deren Dämpfe sie einatmen. Anscheinend fehlt ihnen völlig eine Lebensaufgabe oder ein Lebenssinn.

wir verbringen einen Tag auf der beruehmten Outdoor Show in Calgary
farbenfrohe Zelte der Teilnehmer der Stampede
geschmückte Tänzerinnen und Tänzer
geschmückte Tänzerinnen und Tänzer

Irgendwann war aber dann doch die Zeit gekommen, endlich loszuradeln. Wir waren so lange in dieser Stadt wie in keiner anderen auf unserer bisherigen Reise. Es gab keine Ausreden mehr, die Rocky Mountains riefen und so machten wir uns endlich auf den Weg. Bei der genauen Routenplanung entdeckten wir auch noch, dass Calgary bereits auf über 1000 m Höhe liegt und Banff, unser erstes anvisiertes Ziel, auf 1500 m. Also war nicht mit so viel Steigung zu rechnen. Wir dachten zuerst, Calgary wäre irgendwo auf Meereshöhe. Das wäre ja ein Ding gewesen. Außerdem ist Banff nur ca. 130 km von Calgary entfernt, also sind das für uns nur zwei Tagesetappen.

Als wir es dann endlich gepackt hatten und uns auf dem Highway 1a Richtung Westen befanden, kamen wir uns wie klitzekleine Ameisen auf einer riesengroßen Welt vor, die im Schneckentempo Richtung Berge radeln. Hier ist alles so groß, als ob einer die Berge, die Straßen und einfach alles mit einer überdimensionalen Luftpumpe aufgeblasen hätte. Zum Glück gibt es auf dem Highway auch einen überdimensionalen Seitenstreifen – Radwege kennt man hier höchsten in einer Stadt – so dass wir ohne von Trucks überrollt zu werden unbeschwert drauf los radeln können. Überhaupt möchten wir nichts gegen die Riesentrucks sagen, die machen tolle Überholmanöver mit sehr viel Rücksicht. Eine größere Gefahr sind eher die Touristen, die große Wohnmobile fahren und noch nicht so viel Fahrpraxis mit diesen großen Geschossen haben. Das ist sowieso sehr lustig hier und in Europa nicht zu finden: Rentner, die ihr Hab und Gut verkaufen, einen Bus – zum Wohnmobil umgebaut – durch die Gegend kutschieren und auf einem Anhänger noch ihren Jeep hinterherziehen, damit sie den Bus auf dem Campingplatz lassen und dann zum Einkaufen fahren können. Very strange!

Weite so weit das Auge reicht auf dem Weg von Calgary nach Vancouver auf unserer Fahrradweltreise
Weite so weit das Auge reicht auf dem Weg von Calgary nach Vancouver auf unserer Fahrradweltreise
Weite so weit das Auge reicht auf dem Weg von Calgary nach Vancouver auf unserer Fahrradweltreise
Beate und die Berge – eine unendliche Geschichte

Jetzt sind wir in Banff und unser Campingplatz ist wieder eine halbe Ewigkeit weg von Stadt und Einkaufsmöglichkeit. So bleiben wir gut in Form, auch wenn wir nicht mit Sack und Pack weiterradeln. Hier gibt es ein Internetcafé, also ist ein Update gesichert. Wir wollen einige Tage in Banff Nationalpark verbringen und vielleicht mal die Muskulatur anderweitig, nämlich beim Wandern, beanspruchen. Das Campen hier ist ein absolutes Erlebnis, mit Feuerstelle und großem Tisch und Bänken. Richtig gemütlich inmitten der Wildnis. Wegen der Bären müssen Lebensmittel und sogar Deodorants u.ä. in bärensicheren Behältnissen untergebracht werden, die es auf dem Campingplatz kostenlos gibt.

Nach einigen Tagen hier werden wir Richtung Lake Louise weiterradeln, dann durch die Nationalparks Yoho, Kootenay, Glacier und Revelstoke, immer in Richtung Vancouver, bis wir dann die Pazifikküste runter bis Los Angeles fahren. Das nächste Internetcafé gibt es in Golden, aber bis dahin ist noch viel Berg zu überwinden.

Liebe Grüße,
Beate und Carol

Alle Berichte geordnet nach Datum

Nach oben scrollen