Wanganui ist eine Stadt im Whanganui District der Region Manawatū-Whanganui auf der Nordinsel von Neuseeland

Weltreise E5 Westport – 11.12.2001

Bericht 26: Wanganui (Nordinsel) – Westport (Südinsel), Neuseeland – 
11. Dezember 2001

Hallo,

es regnet seit Tagen in Strömen und wir müssen Acht geben, guter Laune zu bleiben und optimistisch in die Zukunft zu schauen. Der November in Neuseeland war der nasseste seit 30 Jahren und der Wetterbericht verspricht für den Dezember einen weiteren Rekord in dieser Hinsicht. 

Der Fluss Buller platzt aus allen Nähten, Nord-Insel, Neuseeland
Der Fluss Buller platzt aus allen Nähten; Nord-Insel, Neuseeland

Unsere Schuhe waren schon lange nicht mehr trocken und nehmen so langsam einen bestimmten, unangenehmen Geruch an. Glücklicherweise halten unser Zelt und Packtaschen dicht, so dass wir abends in trockenen Kleidern im Zelt kochen können. Hier ist es so nass, dass du beim Lesen dieses Berichts vielleicht einen Regenschirm zur Hand nehmen solltest :-). 

In unserem letzten Bericht ließen wir ja schon anklingen, dass das Wetter hier sehr veränderlich und ab und zu etwas nass ausfällt. Dass wir aber fast Ertrinken beim Radfahren, weil aus kleinen, netten Bächen reissende Wasser werden, hätten wir nicht gedacht. Wir haben schon Straßen passiert, die einen Tag nach unserer Durchfahrt wegen Überschwemmung geschlossen wurden. 

Die Hauptstadt Neuseelands liegt am südlichsten Zipfel der Nordinsel, von dort gehen Fähren über die Cook Straße rüber auf die Südinsel
Die Hauptstadt Neuseelands liegt am südlichsten Zipfel der Nordinsel; von dort gehen Fähren über die Cook Straße rüber auf die Südinsel

Als wir von Wanganui nach der Hauptstadt Wellington kamen, war das Wetter zwar nicht berühmt, aber immerhin meistens trocken. Wellington ist eine super Stadt, deren Sehenswürdigkeiten einfach zu Fuß „abgeklappert“ werden können. Durch das Parlament beispielsweise wird man kostenlos eine Stunde lang geführt und bekommt so das politische System Neuseelands und nebenbei auch noch die Architektur des Gebäudes näher gebracht. Am Nachmittag hatten wir dann sogar die Gelegenheit, eine Parlamentssitzung mitzuerleben. Wie in Deutschland oder Großbritannien auch ist es eine reine Kindergartenveranstaltung, in der die Politiker versuchen, sich gegenseitig niederzumachen. Der Obervorsteher musste ständig „Order“ rufen, um den Tumult unter Kontrolle zu halten, weil ständige Zwischenrufe den Rednern das Leben nicht gerade leicht machte. Neuseeland war übrigens eines der ersten Länder, in dem Frauen wählen durften (seit 1893 – 25 Jahre vor Großbritannien und USA) und der Frauenanteil im Parlament ist sehr hoch. Die Premierministerin Helen Clark gehört ja auch dem „starken“ Geschlecht an.

Fähre "Lynx" durchfährt Marlborough Sounds, von unserer Fähre "Interislander" aus gesehen, Neuseeland
Fähre „Lynx“ durchfährt Marlborough Sounds; von unserer Fähre „Interislander“ aus gesehen; Neuseeland

Die einzige Verbindung zwischen Nord- und Südinsel durch die „Cook Strait“ sind zwei Fähren von Wellington nach Picton. Man kann zwischen einer schnellen Fähre mit der „Lynx“ oder der gemütlichen, günstigeren Variante „Interislander“ wählen. Wir nahmen letzteres, weil wir so die berühmten Marlborough Sounds, die mit der gleichlautenden Zigarettenmarke nicht im entferntesten verwandt sind, besser anschauen konnten. Marlborough Sounds bestehen aus unglaublich vielen Buchten und bilden mit mehr als 1000 km Küstenlinie einen Grossteil der gesamten Küstenlinie Neuseelands. 

Den Neuseeländern ist das Wetter ja fast schon peinlich. Die Touristen schimpfen, sind schlecht gelaunt und kurz davor, wieder abzureisen. Dabei können die „Kiwis“ nun ja wirklich nichts dafür, wenn hier das ganze Wasser der südlichen Hemisphäre runterkommt. Wahrscheinlich gefällt es dem Wasser hier einfach besser als in Australien. 

Unterwegs auf der Südinsel von Neuseeland
Den wollten wir sofort gegen unsere Räder eintauschen. Wir kamen gerade triefendnass bei einer Picknickstelle an, als der Besitzer, Schlimmes ahnend, sofort Reißaus genommen hat; Süd-Insel, Neuseeland

Auf jeden Fall tun die Menschen hier alles, das schlechte Wetter wieder wettzumachen. Als wir tropfnass in einer Bushaltestelle standen, um unsere Schokolade zu essen, haben zwei Männer mit einem Pickup-Truck angehalten und uns angeboten, uns zur nächsten Stadt, Nelson, mitzunehmen. Als wir das ganze Gepäck und die Räder sicher auf der Ladefläche verstaut hatten, sahen wir im Autoinnenraum ein riesengroßes Gewehr. Uns wurde ganz anders und zaghaft fragten wir, warum sie ein solches Geschoss durch die Gegend fahren. Glücklicherweise waren sie nur auf der Jagd nach Possums, die überall großen Schaden anrichten. Auf einen Neuseeländer kommen ca. 20 Possums und diese Tierchen haben keine natürlichen Feinde, was ihrer Vermehrung sehr zugute kommt.

Beim Einkauf in einem Supermarkt hat uns der Besitzer eine Schachtel Pralinen als Wegzehrung mitgegeben, weil Schokolade angeblich wasserdicht macht. Es stimmt tatsächlich, wir haben es ausprobiert.

Grüne Bucht auf der Südinsel von Neuseeland
Bei Picton kommt man an, wenn man die Fähre von Wellington aus genommen hat

In Motueka vor Abel Tasman Nationalpark haben wir zwei Tage Pause gemacht. Abel Tasman ist der kleinste und trotzdem berühmteste Nationalpark Neuseelands. Bei schönem Wetter wunderbar anzuschauen kommt der Regenwald bis an den goldenen Sandstrand und das glasklare Wasser heran. Wir haben Bilder gesehen, deshalb wissen wir das 🙂 Eigentlich wollten wir hier drei Tage mit dem Seekajak die Landschaft genießen, aber… Immerhin hat es für einige schöne Ausblicke gereicht, wenn die Sonne mal durchkam. 

Auf der Südinsel reiht sich Nationalpark an Nationalpark. Neuseeland hat insgesamt 13 Nationalparks, was eine ganze Menge ist für so ein kleines Land im Vergleich mit Kanada beispielsweise. Nelson Lakes Nationalpark soll einer der ruhigeren, nicht überlaufenen Parks sein. Der große Gletschersee Rotoiti hat uns gleich an den Anfang unserer Weltreise erinnert, als wir von Heidelberg nach Wien bei strömendem Regen die Donau nur als Nebelbank wahrnehmen konnten.

Aleida und Wim sind für ein Jahr mit dem Liegerad unterwegs, Süd-Insel, Neuseeland
Aleida und Wim sind für ein Jahr mit dem Liegerad unterwegs; Süd-Insel, Neuseeland

Jetzt sind wir in in einem Caravan auf dem Campingplatz in Westport untergebracht. Zelten ist nicht mehr, weil alles unter Wasser steht. Wir überlegen gerade, wie es weitergehen soll. Wenn die Hiobsbotschaften nur für einige Tage gelten sollten, ginge es ja. Aber angeblich soll es die nächsten Wochen so regnen. Kaum zu glauben, wo das ganze Wasser herkommt. Ist der Himmel abends leer geregnet, hat er doch über Nacht wieder soviel Wasser gesammelt, dass er am nächsten Tag weitermachen kann. Ein Wunder, wirklich. Ein holländisches Paar, das mit zwei Liegerädern für ein Jahr unterwegs ist, hat uns heute angeboten, zu viert ein Wohnmobil zu mieten. Wer weiß…

Lake Rotoiti, Nelson Lakes Nationalpark, der eigentliche See ist hinter den Bäumen, alles Wasser vorne ist zuviel, Süd-Insel, Neuseeland
Lake Rotoiti, Nelson Lakes Nationalpark; der eigentliche See ist hinter den Bäumen, alles Wasser vorne ist zuviel; Süd-Insel, Neuseeland

Im nächsten Bericht sagen wir keinen Ton mehr zum Wetter, versprochen,
Beate und Carol

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