Weite so weit das Auge reicht auf dem Weg von Calgary nach Vancouver auf unserer Fahrradweltreise

Weltreise E4 Golden Kanada – 23.07.2001

Bericht 16: Golden, British Columbia, Kanada – 23. Juli 2001

Hallo,

wie versprochen kommt der Bericht aus Golden, denn hier gibt es ein Internetcafé und sogar Strom. Aus der Wildnis kommend sind wir jetzt wieder in der Zivilisation gelandet, aber nur für kurze Zeit.  

So schwierig wie wir uns das hier mit Versorgung, Entfernungen und hohen Bergen vorgestellt haben, ist es gar nicht. Wir können die Nationalparks in den Rocky Mountains sogar als Radlerparadies empfehlen. Wer hätte das gedacht. Die Campingplätze sind, da es an jeder Ecke sehenswerte Ausflugsziele und Wanderwege gibt, gar nicht weit voneinander entfernt. Wenn man möchte, kann man alle 30 Kilometer einen Campingplatz ansteuern. Genügend Lebensmittel sollte man dabei haben, das ist schon wichtig. Aber selbst Nicht-Camper oder untalentierte Köche müssen nicht inmitten der Bären schlafen oder eine Nulldiät einlegen. Überall gibt es Lodges und Hostels mit Übernachtungsmöglichkeiten, denen auch ein Restaurant angeschlossen ist. Und diese Restaurants heißen noch nicht mal McDonalds oder Burger King. Da gibt es richtiges Essen und schöne Zimmer. Und die Hostels, also Jugendherbergen, sind hier nicht nur den Jugendlichen vorbehalten.

Banff, beliebter Touristenort inmitten der Rocky Mountains in Kanada
Banff, beliebter Touristenort inmitten der Rocky Mountains in Kanada

Die Steigungen in den Rockies sind auch zu überwinden. Teilweise merken wir noch nicht mal, dass wir steigen, weil es ganz flach bergauf geht. Nur unser Höhenmesser verrät uns dann, dass wir gerade bei z.B. 1700 m angekommen sind. Das einzig beklagenswerte hier ist der überfüllte Highway, die einzige Verkehrsader durch die Nationalparks. Wir haben einen schönen Seitenstreifen zum Radfahren, aber der Verkehrslärm und -gestank durch Trucks, Wohnmobile und Autos ist schon enorm. Und der Regen hat uns wieder: Wir sind eben in den Bergen. Ein Schauer lauert an jeder Ecke. Auf der einen Seite des Berges ist noch Sonnenschein, doch schon biegt man um die Ecke, wird man pudelnass. Das trocknet dann aber auch schnell wieder.

Wunderbare Zeltplätze in den Rocky Mountains mit viel Platz, Tisch und Bänken und unserem eigenen Tarp gegen Regen
Wunderbare Zeltplätze in den Rocky Mountains mit viel Platz, Tisch und Bänken und unserem eigenen Tarp gegen Regen

In Banff, bzw. unserem Lieblingscampingplatz Two Jack Lake, sind wir fünf Tage geblieben. Dann haben wir uns durch den Bow Valley Parkway Richtung Lake Louise aufgemacht. Erste Zwischenstation nach schlappen 35 km (und wirklich nur ganz leichten Anstiegen) war bei Johnston Canyon. Weil wir nach dieser kurzen Radstrecke noch so fit waren, sind wir nachmittags gleich 12 km durch den Johnson Canyon gewandert.

wir zelten direkt am Two Jack Lake
wir zelten direkt am Two Jack Lake
wir zelten direkt am Two Jack Lake
wir zelten direkt am Two Jack Lake
Carol Streeter beim Frühstück auf dem Campingplatz mit Trangia Kocher
Carol Streeter beim Frühstück auf dem Campingplatz mit Trangia Kocher
Wie gut dass es genügend Platz gibt bei zehn Packtaschen pro Rad
Wie gut dass es genügend Platz gibt bei zehn Packtaschen pro Rad
wir zelten direkt am Two Jack Lake
Beate Steger liebt die Zeltplätze mit Feuerschale auf den Campingplätzen in Kanada

Abends auf dem Campingplatz ist Feuermachen die oberste Pflicht. Damit wir nicht von den wilden Bären und Koyoten aufgefressen werden in der Nacht 🙂 Eigentlich ist es aber nur eine schöne Freizeitbeschäftigung hier. Wer kein Feuer bauen kann, ist auf dem Campingplatz gleich ein Weichei.

Am nächsten Tag ging es dann nach Lake Louise. In Lake Louise Village (ca. 1500 m hoch) gibt es einen Campingplatz. Was uns leider niemand gesagt hatte ist, dass der schon seit zwei Monaten für Zelte geschlossen ist, weil die Bären die ganze Gegend unsicher machen. Wir hatten riesiges Glück, im Hostel noch ein Bett zu bekommen. Das Lake Louise Hostel soll das schönste Hostel in ganz Nordamerika sein. Dementsprechend ausgebucht ist das zur Hochsaison. Abends sind wir dann zu Lake Louise (ca. 1700 m hoch) hochgeradelt. Nach der Seeumrundung wurde es empfindlich kalt und wir sind die 200 Höhenmeter wieder nach unten gesaust. Wir waren gerade mit so ca. 50 Stundenkilometern unterwegs, marschiert doch am Straßenrand so ein netter Schwarzbär durch die Gegend. Leider war nichts mit Fotografieren, weil unsere eiskalten Hände am Fahrradlenker festgefroren waren. Wahrscheinlich war das der Bär, weswegen wir auf dem Campingplatz nicht unser Hilleberg-Zelt aufbauen durften.

wir zelten direkt am Two Jack Lake
wir, Beate Steger und Carol Streeter, stehen am Lake Louise

Nahtlos weiter ging es nach Yoho Nationalpark. Dort gibt es Gletscher, Wasserfälle, Canyons und tolle Seen natürlich. Und Bären. Wieder ein Schwarzbär war es, der sich uns gezeigt hat. Leider sind diese Bären so etwas von schüchtern, dass sie sich immer ziemlich schnell in Richtung Wald aufmachen, wenn man den Fotoapparat zückt. Ist aber auch verständlich, denn sobald sich hier ein Tier, sei es Bär oder Wapitihirsch, zeigt, bildet sich sofort eine Menschenmenge am Straßenrand und die Autos stehen kreuz und quer. Dass sich da Tiere überhaupt noch am Straßenrand zeigen, scheint an der Überredungskunst des Parkpersonals zu liegen, die bestimmt mit den Tieren irgendwelche Deals ausmachen, so nach dem Motto eine Kiste Äpfel für eine Stunde Straßenrandaufenthalt.

Zwischendurch marschieren wir auch ein Stück, damit andere Muskelgruppen beansprucht werden bei dem vielen Radfahren
Zwischendurch marschieren wir auch ein Stück, damit andere Muskelgruppen beansprucht werden bei dem vielen Radfahren

Unsere Route Richtung Vancouver haben wir geringfügig geändert. Nach Golden biegen wir links ab Richtung Radium Hot Springs im Süden. Es gäbe die Möglichkeit, durch die Nationalparks Glacier und Revelstoke zu fahren und das hatten wir ursprünglich auch vor. Doch da lauert der Rogers Pass, unglaublich lang und steil. Wenn wir nach Radium Hot Springs fahren, kommen wir dann durch Okanagan Valley, die wärmste Gegend in Westkanada. Und irgendwie möchten wir jetzt richtig Sommer haben. Dort wird auch kanadischer Wein angebaut und jetzt soll es dort Weinfeste geben. Keine schlechten Aussichten. Und dann gibt es dort den Kettle Valley Railway, eine ehemaligen Bahnstrecke, die jetzt als Radstrecke umgebaut wurde. Dies ist übrigens ein Teil des Trans Kanada Trails, ein Trail nur für Radler, Inline Skater und Wanderer, der durch ganz Kanada führen soll – in ein paar Jahren allerdings erst.

Typisch wie Wohnmobilisten hier unterwegs sind mit angehängtem kleinen Auto, damit man bloss keinen Meter gehen muss
Zwischendurch marschieren wir auch ein Stück, damit andere Muskelgruppen beansprucht werden bei dem vielen Radfahren

Radium Hot Springs sind heiße Quellen, wie es der Name schon sagt. Wir freuen uns jetzt schon darauf, in das heiße Wasser zu hüpfen. Und vielleicht haben sie dort auch ein Internetcafé.

Liebe Grüße,
Beate und Carol

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