Bericht 33: Melbourne, Australien – 20. März 2002
Zum letzten Mal G’day aus Australien!
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei… jetzt ist es fast soweit, wir bereiten uns auf den Heimflug vor. Viel ist passiert und vieles haben wir erlebt seit unserem letzten Newsletter. Das Wichtigste: Wir haben in Melbourne unsere Weltreise mit dem Rad beendet. Nach 10.500 km und 50 Wochen Radfahren haben wir beschlossen, uns langsam aber sicher auf ein Leben nach dem Radfahren vorzubereiten und die letzten Wochen in Australien einen Gang zurückzuschalten. Nicht, dass wir nach unserer Heimkehr mit einem Hometrainer vor dem Schreibtisch sitzen müssen.
Wir wollten unbedingt Adelaide sehen und ins Outback nach Broken Hill. Dafür musste ein Auto her. In Melbourne mieteten wir ein ehemaliges Taxi, das mit mehr als 200.000 km auf dem Buckel Australien ganz gut kennt. Die Schüssel kracht und ruckelt, aber sie fährt. Und dann ist sie auch noch gelb wie unsere Räder, also fiel der Umstieg gar nicht schwer.
Doch selbst mit dem Auto haben wir uns Zeit genommen und manchmal nur 50 oder 80 km am Tag geschafft. Diese Distanz war einfach noch in uns drinnen. Ganz langsam bewegten wir uns von Melbourne über die Great Ocean Road Richtung Adelaide zu. Absolute Attraktionen wie die zwölf Apostel oder die London Bridge sind mit einem Auto ja ganz unbeschwert zu erreichen. (Die Brücke stürzte übrigens vor ca. zehn Jahren ein, als gerade zwei Touristen am anderen Ende waren – sie durften dann im Zuge der Evakuation umsonst Hubschrauber fliegen.)
So können wir dir von den letzten zwei Wochen auch viele schöne Bilder bescheren. Aber was mit einem Auto nicht passiert, sind wunderbare Begegnungen, die unsere Fahrradweltreise ausgezeichnet haben. Mit Auto sind wir zwei von vielen, einfach wie die große „Masse“ unterwegs. Da kommt es selten zu spontanen Einladungen, man wird nicht so oft gefragt, wohin die Reise geht und das einmalige Zusammengehörigkeitsgefühl mit anderen Radreisenden fehlt natürlich ganz. Für zukünftige Reisen werden wir also wieder gerne auf unsere lieben Drahtesel zurückgreifen.
Glücklicherweise kam es doch zu einer besonderen Einladung. Wir wollten eine Wanderung am Glenelg River unternehmen. Jetzt ist es leider so, dass die Beschilderung in Australien in jeder Hinsicht unter aller Kanone ist. Das Kartenmaterial ist auch nicht das beste. Da sind Straßen oft noch nicht mal eingezeichnet und man muss raten, welche Richtung wohl die richtige ist. Detailierte Karten in kleinem Massstab wären wohl die Lösung, aber bei der Größe des Landes würde man sich an der Menge wahrscheinlich einen Bruch heben.
Das Problem mit unserer Wanderung am Glenelg River war, dass wir die falsche Abzweigung auf einer nicht asphaltierten Straße nahmen, mit unserem Taxi über Schlaglöcher durch die Gegend holperten, und der Wanderweg dann auf der anderen Seite des Flusses war. Eine Brücke war nicht in Sicht und eine Flussdurchquerung mit dem Auto (durchaus ein beliebter Sport hier mit einem Auto mit Vierradantrieb) absolut unmöglich. Da standen wir in der Gegend herum und haben dumm geschaut. Glücklicherweise war diese Flussseite beliebt für Wasserskifahrer und da war doch ein älteres Ehepaar mit einem superschnellen Motorboot. Aufgrund unseres Gesichtsausdrucks – wir haben dann natürlich besonders hilflos dreingeschaut – wurden wir zu einer Motorbootfahrt auf dem Fluss eingeladen. Auch nicht schlecht, oder?
Kurz vor Adelaide besuchten wir Hahndorf. Wie der Name schon anklingen lässt, wurde dieser Ort von deutschen Auswanderern Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Hier konnten wir nach mehr als einem Jahr Verzicht auf gutes deutsches Essen mal wieder so richtig reinhauen: Schweinebraten mit Knödeln, und das bei 30 Grad Hitze, dazu Dortmunder Pils vom Fass und damit es richtig gemütlich wird Blasmusik vom Band gespielt vom Hahndorfer Musikantenstadel.
Von Adelaide sind es ca. 600 km nach Broken Hill, der Stadt überhaupt im Outback in New South Wales. Wie eine Oase liegt Broken Hill im absoluten Niemandsland, im Umkreis von mehr als 250 km gibt es nichts als Sand, Büsche und ab und zu ein Känguru.
Broken Hill ist riesig mit mehr als 20.000 Einwohnern. Grund dafür sind die Bodenschätze, u.a. Silber, das in großen Mengen seit Ende des 19. Jahrhunderts abgebaut wird. Gleich nebenan liegt Silverton, auch eine Stadt, die im Zuge des Silberrauschs aufgebaut wurde. Sie ist aber nur noch eine „Geisterstadt“ mit zehn Einwohnern, hauptsächlich Künstlern, die das Outback als Inspiration zum Malen nutzen und eine Farm, die Kamelreiten anbietet. Doch einige Gebäude stehen noch und die besondere Landschaft wird gerne von Filmcrews aufgesucht, um Werbespots oder Filme wie „Mad Max II“ zu drehen.
Wir machen uns jetzt auf den Weg nach Sydney. Unser Taxi haben wir gegen einen knallgelben Transporter getauscht, damit wir unsere Räder und die ganze Ausrüstung nach Sydney bringen können. Nächsten Montag fliegen wir nach Hause. Am Dienstag, 26. März, landen wir in Frankfurt, nehmen den Zug nach Heidelberg und radeln dann nach Hause. Die erste Bürgermeisterin von Wiesloch hat für uns einen Empfang auf dem Wieslocher Marktplatz organisiert. Wir denken, dass wir so zwischen 16 und 17 Uhr dort eintreffen werden. Wäre klasse, wenn du auch kommen könntest.
Bis demnächst, zu unserem Abschlussbericht aus Deutschland,
Beate und Carol