G’day,
da sind wir wieder. Hat ganz schön lange gedauert, durch die Wildnis Australiens zu radeln. Zuerst die Snowy Mountains, deren Namen schon verspricht, dass es in Australien doch glatt ein Skigebiet gibt. Und dann durch die Strzelecki Range, ein weiteres Wildnisgebiet mit einem wunderschönen, kleinen Regenwald mittendrin.
Wir sind mehrere hundert Kilometer nicht asphaltierte Straßen bergauf und -ab gefahren, haben Wasser aus Flüssen getrunken, auf einsamen Campingplätzen inmitten von Kängurus gezeltet und ganz viele Lebensmittel transportiert, damit wir alles überleben. Bevor wir in die Wildnis gingen, machten wir jedoch noch ordentlich Station in der Zivilisation. In Bredbo, nach 30 Kilometern Gegendwind, war Schluss für uns bei einem alten Hotel mit einer netten Bar und einem Wirt, der aus Ansbach kam. Wir saßen gerade gemütlich bei einem Kaffee, als zwei australische Jungs daher kamen und anfingen, Bier zu trinken. Nach ihrem zweiten Bier luden sie uns ein, von Kaffee auf Bier zu wechseln. Nach ihrem sechsten Bier wollten sie uns in den Busch entführen, um Kängurus zu schießen (anscheinend ein Volkssport hier) und nach ihrem achten Bier wollten sie uns ein Bar-b-que spendieren, natürlich auch im Busch. Da der Busch nur mit ihrem Truck erreicht werden konnte und wir ihre Biere nach dem achten nicht mehr gezählt haben, blieben wir lieber bei dem Ansbacher Wirt.
Mit dem „Einradeln“ in Kosciuszko Nationalpark (Mount Kosciuszko ist Australiens höchster Berg mit 2.229 m) ging es los mit der Wildnis: 176 km nur Landschaft pur, keine Einkaufsmöglichkeiten, kein Strom, noch nicht mal ein Wasserhahn. Wir hatten einiges an Trinkwasser dabei, aber es war klar, dass wir uns aus Flüssen versorgen mussten. Zum Glück gibt es in dieser Gegend genügend davon und wir konnten mit unseren Desinfektionstropfen auch ausschließen, dass wir uns mit „Guardia“ infizieren, einem Erreger, der schrecklichen Durchfall verursacht. Alle Flüsse, in deren Nähe Viehwirtschaft betrieben wird, können mit diesem Erreger befallen sein.
Die Landschaft ist traumhaft schön mit vielen verschiedenen Eukalyptusbäumen, Berge um uns herum und durch die nicht asphaltierte Straße auch kaum Autoverkehr. Und zufällige Begegnungen mit Menschen können sich zu wahren Glücksfällen erweisen. So wie mit Norbert, einem Deutschen, der schon seit 35 Jahren Australien seine zweite Heimat nennt. Er kam uns in seinem Jeep entgegen, vollgeladen mit saftigen Pfirsichen. Ohne Zögern hielt er an, gab uns gleich eine Handvoll davon und noch den Tipp, einige Kilometer weiter bei seinem Freund in Suggan Buggan vorbeizuschauen, der dort eine Pfirsichfarm hat. Der Freund wäre gerade nicht dort, erzählte Norbert, aber wir könnten ruhig vorbeigehen und uns so viele Pfirsiche holen, wie wir wollten. Nach einem heißen Radeltag war das natürlich ein super Angebot. Wir füllten unsere Taschen und aßen Pfirsiche wie verrückt. Wir können dir versichern, so gut waren Pfirsiche noch nie in unserem ganzen Leben.
In Buchan schnupperten wir kurz wieder Zivilisationsluft, frischten unsere Vorräte auf und trafen die beiden Radler Marc-André, ein Kanadier, und Adrian, ein Australier. Die Begegnungen mit anderen Radfahrern ist immer ein Erlebnis. Da wird die Ausrüstung verglichen, Tipps ausgetauscht, Routen und Landkarten studiert, es ist einfach ein unglaubliches Zusammengehörigkeitsgefühl. Mit Marc-André und Adrian feierten wir auch einen besonderen Meilenstein unserer Tour: T&T machte in der australischen Wildnis die 10.000 Radkilometer voll!
Dann verließen wir wieder die Zivilisation, dieses Mal in Richtung Regenwald mitten in Victoria. Der kleine Nationalpark Tarra Bulga liegt in den Bergen von Victoria und bildet eine Ausnahme innerhalb der eher trockenen Eukalyptuswälder. Riesige Farne sorgen für ein intensives Grün, das uns fast blendete. Natürlich regnet es in einem Regenwald, und wir waren mitten drinnen. Schön, wenn man dann einen Unterschlupf finden kann. Für uns war es eine überdachte Picknickstelle mit offenem Kamin und sogar trockenes Feuerholz lag bereit. Ein richtiges Wunder. Wir machten es uns sofort gemütlich, hängten unsere nassen Sachen auf, kochten ein schönes Abendessen und bauten später unser Hillebergzelt zwischen den Farnen auf. Wir hatten den kleinen Regenwald ganz für uns alleine, einfach traumhaft.
Danach war Schluss mit Wildnis, denn es ging Richtung Melbourne. Bis jetzt hatten wir noch keine Koalas gesehen, da sie in der freien Natur ziemlich schwer auszumachen sind. Ihre Tarnung hoch in den Eukalyptusbäumen ist einfach unglaublich gut. Also wählten wir unsere Route über Phillip Island, wo es ein Koala Conservation Centre gibt. Das ist ein sehr großer Eukalyptuswald, in dem ca. 30 Koalas unter natürlichen Bedingungen leben, allerdings ohne die Gefahr, von Autos oder Hunden gestört und bedroht zu werden.
Von Phillip Island nahmen wir die Fähre nach Mornington Peninsula. Im Moment sind wir bei Freunden in Mount Martha stationiert, und können endlich wieder Strom und Telefonanschluss in Anspruch nehmen, sowie Melbourne erkunden.
Bis demnächst,
Beate und Carol