Bericht Nr. 07: Puente la Reina (Jakobsweg Spanien) – 3. Mai 2001
Ola,
jetzt sind wir in Spanien und es regnet immer noch. Naja, reden wir nicht vom Wetter, wir sind es ja gewohnt. Als wir am 30. April im verregneten Barcelona ankamen, haben wir uns zuerst gedacht, wir hätten uns verflogen und wären aus Versehen in Wien gelandet. Als es dann aber nach einer Stunde wieder trocken wurde, waren wir sicher, dass es doch nicht Wien ist 🙂
Aber bis wir nach Spanien kamen, meine Herrn: Zuerst Zugfahrt in einem völlig überfüllten Stadtexpress von Wiesloch über Mannheim (da ist gerade der Maimarkt im Gange und deshalb war der Zug so voll) nach Frankfurt. Dann vor dem Iberia-Schalter die Räder in Windeseile für’s Flugzeug vorbereiten und die Ortliebs in Packmaterial verstauen (pro Person nur ein Gepäckstück: 4 Ortliebs + Packmaterial = 1 Gepäckstück). Und dann ins Flugzeug, schnell nach Barcelona fliegen und Fahrräder wieder fahrtüchtig machen (nicht zu vergessen das Aufpumpen der Räder mit einer klitzekleinen Luftpumpe, die ordentlich dafür sorgt, dass die Oberarmmuskulatur nicht zu kurz kommt). Und Ortliebs wieder auspacken, sich dumm und dusselig freuen, dass alles noch heil ist und dann mit der Metro in die Innenstadt fahren. Dort wie wild eine Unterkunft suchen, weil der Campingplatz ewig weit weg ist. Zwei Jugendherbergen abklappern, die superteuer sind, und dann mit Wahnsinnsglück eine kleine, günstige Pension finden. Die lassen uns sogar die Räder im Flur unterbringen, so dass wir beruhigt schlafen können. Vor lauter Freude über die schöne Unterkunft bleiben wir gleich zwei Nächte.
Am 2. Mai wollten wir dann mit dem Bus von Barcelona nach Pamplona, unserem Ausgangspunkt für den Jakobsweg, fahren (ja, fahrradverrückte Weltreisende könnten auch radeln, aber uns war gerade nicht danach). Die Busgesellschaft verlangte, dass die Fahrräder in großen „Taschen“ verpackt werden. Jetzt finde mal eine große Plastiktasche o.ä. am 1. Mai in Barcelona. Wir sind sage und schreibe drei Stunden nur dafür unterwegs gewesen und wurden schließlich bei Lufthansa auf dem Flughafen fündig. Die haben uns netterweise mittelgroße Plastiksäcke für Kinderwagen zur Verfügung gestellt, die auseinandergeschnitten und mit Tesaband ergänzt den Eindruck erweckt haben, die Fahrräder seien darin verpackt. Um 7.30 Uhr ging der Bus und wir waren schon um 6 Uhr dort, um die Räder vorzubereiten (eine Runde Mitleid bitteschön!).
In Pamplona angekommen ging es dann los mit dem Jakobsweg. Trotz der „Vorsaison“ und dem relativ durchwachsenen Wetter sind schon sehr viele Pilger unterwegs. In der Hauptsache handelt es sich um Fusspilger. Und die werden in den Refugios, den Herbergen für Pilger, bevorzugt behandelt. Das heißt, wir als Radfahrer haben da eher das Nachsehen, denn die Plätze sind begrenzt. Aber wir haben ja unser Hilleberg-Zelt dabei und wollen eh meistens zelten. In Pamplona waren wir, weil der Campingplatz wieder weit außerhalb und auch nicht auf der Route war, trotzdem in einem Refugio. Nur dass wir kein Bett, sondern ein Plätzchen im Garten für das Zelt bekommen haben. Und das war völlig in Ordnung so.
Und heute haben wir es bis Puente la Reina geschafft. Es waren zwar „nur“ 30 Kilometer, aber dafür ganz schön bergig. Die Hügels an Jagst und Kocher waren dagegen nur ein Witz.
An der wundervollen Kirche Eunate haben wir Rast gemacht. Angeblich soll dort meditative Ruhe herrschen. Ist doch dort gerade ein Bus voller Touristen, als wir ankommen?! Naja, die sind aber gleich wieder gegangen, nachdem sie ihre Fünf-Minuten-Besichtigung gemacht hatten.
In Puente la Reina zelten wir wieder hinter dem Refugio, weil auch hier der Campingplatz ewig weit weg ist. So kommen wir in Kontakt mit den anderen Pilgern und können trotzdem im Zelt schlafen.
Und jetzt brauchen wir nur noch eine Telefonleitung, damit wir unseren Newsletter verschicken können. Aber das ist leichter gesagt als getan. Wir sprechen leider kein Spanisch, die meisten Spanier hier sprechen aber ganz viel Spanisch und sonst nix und bei dem Wörtchen „Internet“ reagieren sie gleich ablehnend. Außerdem sind die Dörfer hier so klein, dass wir uns schon freuen, wenn wir ein bisschen Brot und frische Tomaten kaufen können. Von Telefonleitungen, Internet-Cafés oder Computershops also nichts zu sehen.
Bis bald,
Beate und Carol
P.S.: Auf meiner neuen Seite www.pilgerwissen.de gebe ich übrigens jede Menge Hilfe und Tipps, falls Sie selber einen Jakobsweg gehen oder einfach sonst pilgern möchten. Und eine interaktive Packliste zum generieren gibt es dort auch.