Bericht 10: Dublin, Irland – 23. Mai 2001
Dia Dhuit! („Hallo“ oder „Gott mit dir“ in Irland)
Schon wieder ein Bericht! Das wird ja fast zur Plage, wirst du denken. Naja, wir schreiben den Bericht gerade und wissen noch nicht so genau, wie wir ihn ins Internet bekommen. In Dublin gibt es zwar an jeder Ecke ein Internetcafé (deshalb gibt es wohl kaum welche in Nordspanien, weil die alle hier sind), aber wie wir den Laptop an eine Telefonleitung bekommen, wissen wir immer noch nicht. Normale Telefonanschlüsse, an die kleine Laptops angehängt werden dürfen, sind nämlich rar. Schaun wir mal. Irgendwie ist das Ganze hier ja keine Weltreise, sondern eher eine „Wo schließe ich den Laptop fürs Internet an?-Suche“.
Gestern haben wir den totalen Flugtag gehabt. Zuerst von Santiago de Compostela nach Madrid, dann von Madrid nach Frankfurt und dann Frankfurt – Dublin. Die Flüge waren so schön verteilt, dass wir von morgens, 5.30 Uhr (vorher haben wir uns noch von der Kathedrale verabschiedet), bis abends, 23.00 Uhr, hervorragend beschäftigt waren und gleich vier Flughäfen ausgiebig kennen lernen durften. Jetzt überlegen wir, ob wir einen Flughafenführer herausbringen möchten :-).
Kaum in Dublin angekommen, haben wir innerhalb einer Stunde mehr freundliche Iren getroffen, als in den drei Wochen zuvor an Spaniern. Es ist traurig, aber wirklich wahr. Wir dachten in Spanien zuerst, es läge daran, dass wir kein Spanisch sprechen und die Menschen deshalb eher missmutig oder gleichgültig reagieren. Kein Lächeln, nichts. Aber andere Pilger, die fließend spanisch sprechen, haben von den gleichen Erfahrungen gesprochen. Echt schade. Wir würden nur gerne wissen, warum die Menschen in Nordspanien so schlecht drauf sind.
Und in Dublin scheint die Sonne. Da biste platt, nicht? Also wir sind es auf jeden Fall. Wer rechnet denn mit Sonnenschein in Irland? Außerdem ist hier Leben total angesagt. Gerade vorhin haben wir in einer Zeitschrift gelesen, dass Dublin von allen europäischen Hauptstädten die meisten jungen Menschen unter 25 Jahren hat. Da zählen wir jetzt zwar nicht mehr ganz dazu, aber wir können es an jeder Ecke sehen. Hier ist der Bär los. Und teuer, meine Herrn. Hier kannst du arm werden, echt. Wir versuchen ja als Weltreisende, ziemlich günstig zu leben, aber hier können wir diese Einstellung über Bord werden. Denn sonst verhungern wir und müssten das außerdem unter einer Brücke tun, da ein Zimmer auch nicht gerade billig ist. Im Moment sind wir in einer Art besserer Jugendherberge und haben da in einem Vierbettzimmer zwei Betten belegt. Wir haben Glück, denn wir haben das Zimmer alleine. Für ein Bett zahlen wir 18 irische Pfund, das sind 45 DM. Doppelzimmer sind extrem teuer. Und vorhin haben wir Lebensmittel eingekauft: Baguette, Käse, Wasser, Tomaten, Äpfel und Kekse. Dafür haben wir fast 30 DM hingelegt, und ein Bier ist noch nicht mal mit dabei. Nicht schlecht. Wie das die vielen jungen Leute hier machen, wissen wir nicht. Wir haben in den Fussgängerzonen allerdings viele Straßenmusikanten gesehen. Wahrscheinlich ist das die Lösung. Wir werden es jetzt so machen: Beate fängt an zu singen und dann bekommen wir Geld dafür, dass sie wieder aufhört.
Heute wollen wir noch einiges tun: Zuerst müssen wir die Räder wieder radltauglich machen. Leider haben die Leute von der irischen Fluggesellschaft Aer Lingus gestern beim Ausladen unsere Räder ziemlich durch die Gegend geworfen. Wir konnten es vom Flugzeug aus sehen, als wir kurz vor dem Aussteigen waren. Bei Carols Rad ist glücklicherweise alles heil geblieben, bei Beates Rad fehlt das Rücklicht und Vorderlicht sowie Schutzblech vorne sind verbogen. Außerdem müssen wir unsere Strecke planen. Wir waren zuerst mal einkaufen und haben eine Straßenkarte sowie zwei Reiseführer, davon einen speziell für Radstrecken in Irland, erstanden. Ein bisschen Sightseeing haben wir in Dublin schon gemacht. Und nachdem die Reifen der Räder wieder Luft haben, alles gerichtet und geplant ist und wir den Laptop irgendwo internetmäßig anschließen konnten, gehen wir in einen Pub und feiern den Beginn unserer 3. Etappe.
Ob wir nach dem Pub-Besuch in Dublin, dem weitere in Irland folgen werden, auch weiterhin Berichte schreiben, geschweige denn die Reise fortsetzen können, wird sich zeigen.
Cheers! Beate und Carol