Bericht 20: Edmonds, Washington State, USA – 5. September 2001
Hallo,
zuerst mal viele Grüße aus den USA. Jawohl, wir haben Kanada verlassen und befinden uns auf amerikanischem Boden. Kanada zu verlassen nach intensivem Reisen über zwei Monate lang ist uns ganz schön schwer gefallen. Aber in den USA, genauer gesagt in Edmonds, haben wir eine so nette Bleibe bei einer Familie gefunden, dass unser „Heimweh“ nach Kanada gleich verflogen ist. Doch der Reihe nach:
In Hope, am Ende unserer Kettle Valley Railway – Tour, haben wir drei Weltreisende getroffen. Das war vielleicht spannend, sich mit Menschen auszutauschen, die etwas ähnliches wie wir machen.
Luc aus Belgien ist ein Jahr mit dem Rad unterwegs und startete von Anchorage, Alaska in Richtung Kanada. Er macht jetzt gerade den Kettle Valley Railway und will bis Mexiko und vielleicht sogar Zentralamerika radeln.
Paola und Igel sind – genau wie wir – am 1. April mit dem Rad gestartet, von ihrer Heimatstadt Bad Säckingen aus. Sie haben unbegrenzt Zeit, denn sie gaben alles auf in Deutschland. Wohin ihr Weg sie führen wird, wissen sie noch nicht so genau, sie lassen es einfach auf sich zukommen.
Bevor wir nach Vancouver gekommen sind, hatten wir natürlich noch den Kettle Valley Railway beendet. Es war wirklich schade, dass diese wunderbare Radstrecke – trotz aller Herausforderungen – vorbei war.
Mit Paola und Igel sind wir gemeinsam nach Vancouver geradelt. Und weil ein Zeltplatz in Vancouver weitaus teurer ist als in der Wildnis, haben wir uns einen Platz geteilt. Jetzt ist es aber so, dass pro Zelt abgerechnet wird, wir aber natürlich zwei Zelte haben. Doch wie es der Zufall will, reisen Paola und Igel auch mit einem Nammatj3 von Hilleberg, so wie wir, nur in einer anderen Farbe. Also kam uns die Idee, die beiden Zelte so aufzubauen, dass sie wie ein einziges Zelt aussehen. Wir haben aus den beiden Hilleberg-Zelten Nammatj3 das Zelt Nammatj6 kreiert und das als das längste Tunnelzelt der Welt bezeichnet. Die Campingplatzbesitzer in Vancouver waren beeindruckt und wir konnten so jede Menge Geld sparen.
In Vancouver genossen wir mal wieder ein bisschen die Annehmlichkeiten der Zivilisation und waren schwer beeindruckt von all den Wolkenkratzern und dem vielen Verkehr. Doch nach drei Tagen war das dann genug und wir machten uns auf Richtung Vancouver Island. Leider wurde dort das Wetter schlechter, regnerisch und kalt. Und das waren wir bisher von Kanada wirklich nicht gewohnt.
Wir machten einen Abstecher nach den Gulf Islands, genauer gesagt nach Salt Spring Island. Dort war es so bergig, du kannst es dir nicht vorstellen. Nach einigen zähen Aufstiegen, die wir kaum mit dem Rad bewältigen konnten und den immer stärker werdenden Anzeichen des beginnenden Herbstes beschlossen wir, nach den USA zu gehen. Immerhin führt uns unsere Route entlang der Pazifikküste gen Süden und wir hoffen, dass hier das Wetter wieder besser wird.
Im Moment sind wir bei Familie Pirie in Edmonds untergebracht. Wir haben die vier, Tom und Ruth mit den beiden Söhnen Andrew und Matthew, am Kootenay Lake in Kanada getroffen und wurden spontan eingeladen, sie zu besuchen. Wir residieren ganz feudal in ihrem Wohnwagen im Garten und können es kaum fassen, so luxurös zu wohnen, mit Stromanschluss, Wasser und sogar einer Telefonleitung. Ganz in der Nähe ist Seattle, das wir morgen besuchen werden. Und dann ist wieder Radfahren angesagt: Immer am Pazifik entlang durch Washington, Oregon und Kalifornien geht es Richtung San Francisco.
Viele Grüße,
Beate und Carol